Fotografie

14. BrauArt - Kunst macht sichtbar

Ausstellung in der Alten Schultheiss Brauerei Dessau

01.09.2023 bis 17.09.2023

Rundgang

Vorwort Katalog

14. brau.ART 2023 – Gedanken zum Thema

Von Dieter Bankert

In seiner Schrift »Schöpferische Konfession« beginnt Paul Klee 1920 mit der These »Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.« Nicht der Abklatsch macht die Kunst aus, sondern Einblick und Einsicht in das Wesen der dargestellten Dinge und Ereignisse.

Klee verteidigt die Abstraktion in der Bildkunst und liefert dazu sein kongeniales Bildprogramm, oft durch assoziative Titel erhellt. Er meint, die möglichst weite Entfernung vom bloßen Sichtbaren würde den Gehalt des Werkes erhöhen.

Klee bleibt im Bereich des Erklärbaren. Doch im 20. Jahrhundert wird es weitergehend möglich, den Gegenstand in der Kunst ganz verschwinden zu lassen und neue Bezüge zum Wirklichen zu finden: nur das Geistige bliebe dann, die Form an sich, die Farbe an sich, der Schock. Neue Techniken schaffen neue Sujets, bis zur Absicht, überhaupt nichts zu meinen oder überhaupt etwas zu machen.

Das heißt nicht, dass sich bei der Beschäftigung mit der direkt erkennbaren sichtbaren Welt nicht Geistiges zeigen ließe - im Gegenteil: Nur dann ist Realismus Kunst, wenn die gegenständliche Welt artifiziell interpretiert wird, mittels Kunst aufregt und anregt; wenn Gefühle überspringen oder Botschaften ablesbar werden. Klee fokussiert polemisch - Neues kam in die Kunst und fand wenig Verständnis. Die Studenten damals am Bauhaus sollten bei ihm und Kandinsky zurück zu den Elementen einfacher Geometrie und Farbmischung. Sie mussten das Gehirn im Grundkurs trainieren zum abstrakten Formverständnis, ehe sie sich an anschaulichen Titeln versuchen durften. Jede bildnerische Äußerung würde etwas bedeuten. Punkt bedeutet Punkt. Schlusspunkt. Anfang. Eigentlich Nichts. Null und Alles. Wer gelernt hat, in Verhältnissen der Bildgegenstände, der Auswahl der Farben, der Schattierung, der Raumsimulation oder Verteilung realer Volumina usw. die Absicht des Künstlers zu finden oder selbst Ansichten hineinzulesen, der unterscheidet nicht zwischen Realismus und Abstraktion als gegnerische Stile, sondern findet hier wie dort Wirkungen und Wirklichkeit. Im Gegensatz dazu ist Kitsch die Überhöhung des Unwesentlichen, eine geschmäcklerische Abrundung der oberflächlichen Erscheinung.

Was macht Kunst sichtbar?

1. ist Kunst gegenständlich oder in Aktion sichtbar per Definition im Atelier, in der Ausstellung, im Stadtraum existent.

2. ist Kunst gemacht von meist einer Künstlerin oder Künstler und zeigt deren Können und Mission.

3. ist Kunst der Spiegel ihrer Zeit mit Mode und Wertschätzung, auch retrospektiv oder demonstrativ.

4. ist Kunst der Prüfstand für den Betrachter für das Niveau seines Verständnisses - durchaus diskursiv.

5. ist Kunst Vergnügen, der Exhibition ihrer Produzenten als Voyeur anteilig zu sein.

6. ist Kunst Anlass, den vorgetragenen Inhalt zustimmend wahrzunehmen oder

7. ablehnend zu kommentieren. Kunst vermittelt alle von Glückseligkeit über Gleichmut bis Missstand.

8. ist Kunst ein geistiger Nährstoff, der die Gemeinschaft der Menschen über Zeit und Raum verbindet wie Brot zum Sattwerden.

So wollen wir es halten, und wir rechnen mit der Neugier der Besucher der brau.Art, den besonderen Sinn hinter jedem Kunstwerk zu finden, was es denn sichtbar machen will.

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Rezension »Mitteldeutsche Zeitung«

Beliebtester Künstler gesucht

KUNSTAUSSTELLUNG Bis zum 17. September lockt die 14. Brau.Art in die Alte Schultheiss-Brauerei. 33 Kunstschaffende machen mit. Publikum darf abstimmen.

VON HEIDI THIEMANN

DESSAU/MZ - »Ich habe nichts gegen gute Kunst. Alles andere, da bin ich dagegen.« Den Spruch kann entdecken, wer gegenwärtig durch die Alte Schultheiss-Brauerei in Dessau streift und sich selbst ein Bild machen von guter Kunst. Am Freitag wurde dort die 14. Brau.Art eröffnet. »Kunst macht sichtbar« ist deren Motto.

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